Isis und Osiris
Vom ‚Geheimnis‘ des Lebens und der ‚Erfindung‘ des Todes
Mumien, Nekropole und Pyramiden – diese Relikte ägyptischer Kultur versetzen uns noch heute ins Staunen. Aufgrund welcher Vorstellungen und Motive haben die Ägypter diese Kultur erfunden, was haben sie sich dabei gedacht, was wollten sie damit bewirken?
Von zentraler Bedeutung für das Verständnis dieser Phänomene ist der Mythos von Isis und Osiris, einem Götterpaar der ägyptischen Mythologie. Er beschreibt nicht nur einen Regenerations-Zyklus, das Werden und Vergehen von Leben, sondern versinnbildlicht auch die Vorstellung der Seele und ihre Beziehung zum kosmischen Geschehen.
In der Tradition des ägyptischen Totenkultes kam es aus heutiger Sicht zu einer Bedeutungsverschiebung von Isis zu Osiris, vom Leben zum Tod, vom Mythos zum Kult und von einem matriarchalen zu einem patriarchalen Weltbild. Diese Vorstellung wurde dann prägend für die griechisch/römische Antike, die jüdische Religion und den christlichen Glauben – und das heißt für unser heutiges Verständnis von der Seele, dem Leben und dem Tod.
Die oben aufgeworfenen Fragen sollen im Seminar auf der Basis einer geschlechtertheoretischen Rekonstruktion des Isis-Osiris-Mythos reflektiert werden. Anhand von verschiedenen Texten werden wir der Frage nachgehen: was besagen die Vorstellungen, dass die Seelen in den Himmel aufsteigen beziehungsweise in die Unterwelt eingehen? Was ist das Problem, auf das diese Kultur einen Antwort entwickelt?
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