Bettina Weiguny. Denn es ist unsere Zukunft.
Junge Rebellinnen verändern die Welt. Von Greta Thunberg bis Emma Gonzalez

Berlin 2021

„Die Mädchen kommen“ (13)

I

Das ist das Thema eines Buches, das Bettina Weiguny über die neue Generation der jugendlichen Aktivistinnen geschrieben hat: ‚Denn es ist unsere Zukunft. Junge Rebellinnen verändern die Welt‘ (2021). Die Autorin ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für die FAS.

II

Die Idee zu dem Buch hatte die Autorin auf dem Weltwirtschaftstreffen 2020 in Davos. Es war ein überraschendes Bild für sie, hier stand eine neue Generation auf dem Podium. Erstmals hatten die Veranstalter Jugendliche aus aller Welt eingeladen, um ihre Gedanken und Forderungen zu einer Veränderung der Welt öffentlich vortragen zu lassen. Die Autorin fragte sich, woher kommen all die ‚kämpferischen Rebellinnen‘ und was treibt sie an?
Sie porträtiert circa 20 Mädchen und 2 männliche Jugendliche im Alter zwischen 5 und 20 Jahren, die ein Projekt zu gesellschaftlichen Veränderungen gestartet haben.

III

Es ist erstaunlich, wie diese überwiegend weiblichen Jugendlichen den öffentlichen Raum besetzen. Anders als vorhergehende Generationen präsentieren sie sich politisch, radikal und selbstbewusst. Offensichtlich ist Greta Thunberg das Vorbild, aber vorher war es Marsala, die Jugendliche aus Afghanistan, die für den Zugang der Mädchen zu den Schulen gekämpft hatte.
Alle vorgestellten Aktivistinnen sind gebildet und werden von ihren Familien/Müttern unterstützt. Ausgehend von konkreten Erfahrungen, den brennenden Seen in Bangalore, der Grausamkeit von Initiationsritualen in Malawi, dem Abholzen von Wäldern in Kenia recherchieren sie eigenständig im Internet, um sich über die Ursachen und Zusammenhänge ihrer Beobachtungen zu informieren. Sie geben ihr Wissen weiter, organisieren Kampagnen und gründen Hilfsorganisationen.
Die Möglichkeiten der social media, sich weltweit auszutauschen und zu vernetzen, sind die grundlegende Bedingung ihrer Aktivitäten. Die Jugendlichen haben früh erkannt, welches Machtpotenzial durch Veröffentlichung entfaltet werden kann. Schnell lernen sie, damit politischen Druck aufzubauen.
Die Themen ihrer Aktionen beziehen sich auf ganz konkrete Lebensbedingungen und sprechen ihre Klientel unmittelbar an. Das Verbot von Kinderehen in Afrika, sauberes Trinkwasser in Kanada, die Verteilung von Tampons in britischen Schulen, das Verbot von Plastiktüten auf Bali, diese Themen berühren die Menschen persönlich und direkt. Im Unterschied zu den sogenannten Influencerinnen, die das Netz zur Vermarktung von Produkten und sich selbst benutzen, haben die Aktivistinnen eine bestimmte Idee, die sie lebensnah und pragmatisch in Kampagnen umsetzen.

IV

Das Buch von Bettina Weiguny ist vom Stil her eine Reportage mit sehr vielen Informationen aus verschiedenen Ländern der Welt. Der analytische Blick ist dabei sekundär. Die wenigen soziologischen Schlussfolgerungen beziehen sich auf den Bildungsfaktor, der es diesen Jugendlichen ermöglicht, aktiv zu werden sowie auf die Bedeutung der Medien, die einen globalen Austausch möglich machen.
Zwischen den Zeilen wird sichtbar, wie Gesellschaften und Medien auf die Rebellinnen reagieren. Offensichtlich sind sie eine politische Herausforderung für die weltweite Community. So wird versucht, sie gesellschaftlich einzubinden: Sie werden in Talkshows eingeladen, zu Vorträgen auf die Bühne gestellt und mit mächtigen Politikern zusammen gebracht. Einige von ihnen haben ein Stipendium für ein Studium bekommen.
Aus feministischer Sicht ist zu betonen, dass die Mädchen und Jugendlichen nicht nur den öffentlichen Raum besetzen, sondern auch die symbolische Ordnung nachhaltig verändern. Gerade die öffentliche Rede war bisher von Männern dominiert und nun treten dort selbstbewusste junge Frauen auf und thematisieren unmittelbar lebensrelevante Probleme. Und sie reden nicht nur, sie handeln auch.

V

Warum gelingt es den jungen Aktivistinnen gerade zu diesem Zeitpunkt, die Öffentlichkeit anzusprechen und zu aktivieren? Was ist anders, was hat sich verändert im Vergleich zu vorhergehenden Generationen aktiver Frauen? Es entstehen spannende Fragen für weitergehende Untersuchungen.

3/2021

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